Deep Technology Podcast Moritz Zumbühl

Moritz Zumbühl ist Gameproduzent und Unternehmer. Wir sprechen über das Massenphänomen Gaming, warum Gamen und Game-Produzieren etwas ganz anderes ist, über moralisch fragliche Gamemechaniken, Gamepropaganda und was es für Skills braucht, um das Meiste aus der Digitalisierung zu machen.

 

Die Digitale Gesellschaft setzt die neuen Episoden jeweils in Kontext mit digitalen Entwicklungen in der Schweizer Politik. Artikel zu jeder neuen Episode kannst du hier lesen: www.digitale-gesellschaft.ch/tag/deep-technology-podcast

Die Newsplattform Nau.ch bereitet die Episoden als Artikel auf. Diese kannst du hier lesen: www.nau.ch/lifestyle/deep-technology-podcast

Kernaussagen dieser Episode

  • Ein Game muss primär Spass machen und nicht unbedingt eine Message haben. Natürlich soll es auch zum Nachdenken bringen, aber das ist nicht das Wichtigste.
  • “Den Durchschnitts-Gamer” gibt es nicht, es ist ein Massenphänomen. Durchschnittsalter des Gamers ist 37 Jahre, und 51 Prozent sind Männer, 49 Prozent Frauen.
  • Viele Gamer haben das Gefühl, sie könnten selbst ein Game machen, doch das ist eine Illusion. Man muss die Komplexität eines Games meistern können, man muss verzichten können, man muss mit dem Produzenten zusammenarbeiten, man muss taktisch denken können mit vielen Szenarien, man muss ein Gefühl für Musik haben, für Kunst… es verbindet wahnsinnig viele Dinge.
  • Im Mobilebereich gibt es viele Games, die nahe am Glücksspiel sind. Es gibt sogenannte Lootbox-Mechanismen oder Free-to-play-Mechaniken bringen Gamer dazu, immer wenn er oder sie einen Kaufimpuls hat, diesen auch auszunutzen. Es geht dabei immer darum herauszufinden, wann der User bereit ist, Geld auszugeben. Gamer werden psychologisch angefixt, das finde ich Verrat am Medium. Wir machen das nicht. Es gibt noch viele andere Einnahmequellen bei Games als das.
  • Meine Eltern haben viel Screentime mit mir verbracht, das war sehr gut. So lernt man zusammen einen Umgang mit dem Medium. Mein Sohn ist jetzt noch nicht drei Jahre alt, und bis drei sollten Kinder keine Screens haben, weil das schlecht ist für ihre phyiologische Entwicklung der Augen und Ohren etc., aber ab drei werde ich viel mit ihm Games spielen.
  • In der Wirtschaft ist ja auch viel auf Spielmechaniken ausgelegt. Die Börse, Managerlöhne, Fussballersaläre, das sind doch alles Spielmechaniken. Es geht jetzt darum, herauszufinden, wie man Games einsetzen kann, um interessante Dinge in der Gesellschaft zu diskutieren. Das ist das erste Medium, bei dem Konsument*innen mitentscheiden können. Es ist viel stärker, wenn Gamer selbst Entscheidungen treffen, als wenn die einfach einen Film sehen.
  • Mir wird manchmal mulmig, wenn der Gamespass missbraucht wird, um Kaufentscheidungen zu triggern mit Glücksspielmechaniken. Ich spiele gerne mal Roulette, aber dann will ich wissen, dass ich Roulette spiele. Ich bin auch gegen sinnlose Gewalt in Games.
  • Propaganda in Games finde ich sehr problematisch, wenn sie nicht klar deklariert ist. Die chinesische Regierung versucht schon lange, chinesische Games in Europe zu etablieren, scheitert dabei aber meistens. Die meisten Gamer überlegen sich dazu aber leider wenig. So kann jemand, der viel Geld hat, um ein Game zu machen, Menschen über dieses Massenmedium beeinflussen.
  • Wo führt das alles hin? Ich finde es bedenklich, dass beispielsweise auf TikTok alle LGBTIQ+ Hashtags gesperrt sind, weil die das so beschliessen. Der TikTok-Algorithmus ist extrem gut, sodass man kaum aus diesem Loch wieder herauskommt. Ich habe zwar Facebook und Whatsapp gelöscht und mit TikTok gar nie richtig angefangen, aber ich bin Twitter-süchtig. Mich nervt, wenn Social Media mich vom Gamen abhaltet.
  • Entwicklungen, die einmal erfunden sind, kann man nicht rückgängig machen, siehe die Atombombe. Es gibt Bereiche, die mir Sorgen machen, Biotechnologie und Gentechnologie bin ich immer noch skeptisch, auch weil man es kaum kontrollieren kann. Die Forschung sollte man aber trotzdem ermöglichen. Man muss es regulieren, aber trotzdem machen.
  • Als Mensch muss man neugierig sein, und auch mit Trial und Error herausfinden, wie die Dinge funktionieren. Man muss nicht im Detail programmieren können, aber die Basics muss man verstehen, wie beispielsweise ein Computer funktioniert.